Das Idyll braucht eine Revision

Mit seinem Dokumentarfilm »Alpenland« zeigt Robert Schabus uns die Vielfältigkeit und zugleich Gefährdung der Alpen: für die einen Wanderidyll und winterliche Sportregion, für andere Lebens- und Arbeitsraum, der von Landschaftszerstörung, Preistreiberei und dem ständigen Abtrotzen von Naturraum geprägt ist.

Für einen kurzen Augenblick wirkt es idyllisch, wenn man zu Filmbeginn Menschen auf einer Skipiste fahren sieht. Doch sogleich erfolgt die Ernüchterung – wir sind Beobachter*innen in einer geschlossenen, künstlichen Skianlage, die aufgeständert am grünen Berghang steht. Wenige einleitende Momente, die bereits das Debakel umreißen, mit dem sich der Film beschäftigen wird: Was sind die Alpen für uns, wie nutzen wir sie, wie schützen wir sie?

Der Alpenraum ist heute immer noch ein Sehnsuchtsort – sommers wie winters. Denkt man an diese Region, blenden sommerlich grüne, blumenbestandene Wiesen und dichte Wälder auf, dazwischen Wanderwege, die zu den entlegensten Gipfeln führen. Oder Bilder vom Winter: schneebedeckte Berge und Wälder, Skifahrende und das Mittagessen im Berggasthaus vor atemberaubender Kulisse.

Allein – das ist nicht die Wahrheit. Kommen wir als Touristen in die Berge, bleiben wir temporäre Konsumenten in einer Region, die dafür einen – immer höheren – Preis zahlen muss. Ein Förster formuliert das im Film so: „Du findest in den Alpen etwas, was Du woanders gar nicht mehr findest, aber das sind letztendlich die Reste.“ Er habe festgestellt, dass man ganz schnell das vergesse, was war, und das Neue hinnehme. Um diese schleichende Veränderung wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rufen, hat er vor Jahren begonnen, Natur- und Stadträume in den Alpen regelmäßig fotografisch zu dokumentieren.